Langenloiser Staudentage 2017


Mit meinem jährlichen Bericht von den Langenloiser Staudentagen melde ich mich von meiner langen Blogpause zurück. Ich bin frohen Mutes, dass nicht nur die Sonne wieder an Kraft, die Tage an Länge und die Vegetation an Fahrt gewinnt, sondern auch meine Blogaktivitäten.

Gleich der erste Vortrag über die Schirm- und Flachrohrbambussichtung (Fargesia bzw. Phyllostachys in Arten und Sorten) an der Gartenbauschule Schönbrunn von Jürgen Knickmann war mir Bestätigung, dass ich meine Kundinnen und Kunden zu recht davor warne, Bambus zu setzen - vor allem ohne genaue Sortenkenntnis. Denn viele brauchen wirklich massiven Wurzelschutz (bis in 1m Tiefe!!), und auch bei Fargesia-Sorten ist mensch gute beraten, einen Wurzelschutz zu installieren.
So steht Bambus immer sicher - Schirmbambus und Flachrohrbambus sind containergeeignet
 Gut abgeschnitten haben in der Sichtung F. murielae: winterhart, tlw. Neigung zu Blattrollen im Sommer (wässern!), je nach Sorte bis 3m hoch. Von den erwähnten mit sehr gut bewerteten Sorten ist 'Jumbo' öfter im Handel zu finden. 'Bimbo' neigt zu Frostschäden.
Teilweises Blattwerfen im Herbst ist normal.
Lockerer und weniger kompakt als Fargesia wachst  Phyllostachys. Hier finden sich die bezauberndsten Halmschönheiten, dafür brauchen sie unbedingt eine Wurzelsperre mit einer Schiene (fest verschraubtes HD-PE 2mm, 1m tief, Muttern aussen, keine Zacken oder sonstige Reste dürfen am innenseitigen Ende des Streifens vorstehen!
Sie lieben heisse Sommer und kalte Winter (also den pannonischen Osten Ö's, sind aber teilweise nicht zuverlässig winterhart.

Ebenfalls für trockene Standorte im pannonischen Osten interessant war das von Karl Hillebrandt entwickelte Konzept der Garriguepflanzungen - für unsere Gegenden adaptiere Strauchheidegemeinschaften. Insbesondere wer so wie ich ohne giessen gärtnert, aber auf trockenerem Boden, mag hier Anregungen finden. Interessierte können Bad Deutsch Altenburgs öffentliche Grünanlagen besuchen, dort sind vor einigen Jahren die ersten Flächen in einer Bürgerinnenaktion gepflanzt worden.
eine der verwendeten Pflanze - Junkerlilie (Asphodeline lutea)
Aus der Schweiz kam Axel Heinrich (ZHAW Wädenswil) und referierte über Schnee und Laub schluckende Stauden. Schneeschlucker sollten z.B. auch den verdichteten Schnee aushalten, der bei der Schneeräumung ja immer in den angrenzenden Pflanzflächen landet. Die Pflanzen sollten entweder standfest oder biegsam sein, und nicht immergrün. Waldunterholzpflanzen, Frühlingsgeophyten, langlebige Grossstauden wie Waldgeißbart oder Herbstanemonen.
Liessen wir doch das Laub unter den Gehölzen, es würde dankbar geschluckt und nützte dem Boden. Der Pflegeaufwand verringerte sich. Stimmt, kann ich da nur sagen….
Folgende von Heinrich genannten Gattungen / Arten erfüllen auch bei mir diesen Zweck bestens: sommergrün: Frühlingsplatterbse (Lathyrus vernus), Gedenkemein (Omphalodes), Sternmiere (Stellaria holostea), Waldsteinia (W. geoides, NICHT ternata!), Asperula.
Frühlingsplatterbse (Lathyrus vernus)
Wintergrün: Lenzrosen, Nieswurz (Helleborus orientalis, H. foetidus), Cyclamen, Epimedien (die robusten), Asarum.

Dem Regenbogen nach ging's bei Reinhard Oberleitner der gartenwürdige Schwertlilien vorstellte. Nicht nur zu meinem Leidwesen war, nach den Bartiris und den Sumpf- und Wieseniris ausgerechnet für die wunderbaren Steppeniris (Iris spuria) kaum mehr Zeit. Die Geduld während ihres länglichen Heimischwerdens wird mit brusthohen Blütenstängeln mit ausgefallen geformeten Blüten belohnt. Es gäbe schöne Sorten, wie 'Innovator', war der raschen Reise durch die Bilder zu entnehmen.
Steppeniris in violettblau (Iris spuria)
Einen langen schmalen 6000m² grossen Garten in einer ganz besonderen Gegend gestalten seit 10 Jahren Ute und Albrecht Ziburski, den GartenMoorriem. Erklärtes Ziel: einen auf Besucherinnen ausgelegten Garten zu schaffen, der sich aus den Einnahmen selbst erhält. Wunderbare Bilder, sehr interessante Gedankengänge zur Gartenkultur im allgemeinen und zur Planung ihres Garten im speziellen.
Nahe am Haus ist dieser Garten als einer der früher in der Gegend traditionellen Visitegärten mit den diesen eigenen Blumen gestaltet. Durch den Sommergarten (feurige Farbenpracht) geht es durch einen Wald und über eine Brücke ins naturnahe, den umgebenden Wiesen verbundene: hier gestalten die Ziburskis mit verwaschenen zarten Farben, unbekannten Stauden, filigranem, transparenten. Selbstaussaat wird editiert, aber zugelassen. Der Pflegeaufwand ist durch das händische Jäten/Editieren hoch, das Resultat atemberaubend. Interessierten sei Ziburskis Buch ans Herz gelegt.


Christian Kreß (Sarastrostauden) nahm uns in den Iran mit. Dass er nicht nur die Pflanzen, sondern auch Land und Leute vorgestellt hat, war mir eine besondere Freude, habe ich doch seit einem Jahr neue Bekannte aus dieser Weltgegend. Schön, das mir ihre Heimat so lebendig vorgestellt wurde. Die Pflanzenvielfalt ist übrigens unglaublich (Kreß nennt 55 Arten Ranunculus, 43 Arten Campanula, 22 Arten Iris, dazu Cirsium, Onopordium, ….). Ihr seht, diesmal gab es keine Tulpen zu sehen, sondern das was später im Jahr, im Mai, wächst.
im Sommer knochentrocken brauchen es die kleinasiatischen Iris wie I. stolonifera
Ein highlight war sicher der Vortrag von James Hitchmough (University of Sheffield) über gesäte Wiesen, ich würde sie genauer Ornamentalwiesen nennen (keine oder kaum Gräser!). Vorgestellt hat er ökologische und pflanzenphysiologische Grundlagen, verschiedene Teststandorte und -verfahren, blühende Mischungen und deren langjährige Entwicklung. Viel Raum fand auch, wie und warum solche (ökologisch verträglichen) Einsaaten ansprechend gestaltet werden - massentauglich ansprechend, das führt zu Akzeptanz. Einer der bekanntesten Anlagen ist der Olympic Park in London, es gibt dort grossflächigste Ansaaten, die sich jetzt schon einige Jahre entwickeln. Das Konzept lebt nicht nur von der saisonalen Dynamik sondern selten stark auch von der Dynamik durch die Jahre. Auch hier gibt es (bald) ein Buch zum Thema, Sowing Beauty.



angeregt freut sich auf das neue Gartenjahr

Kommentare

  1. Liebe Brigitte, vor Bambus habe ich auch Respekt. Die Nachbarn haben einen und der hat definitiv keine Wurzelsperre. Er breitet sich recht schamlos aus.

    LG kathrin

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    1. das habe ich einmal bei kunden gesehen - wuchender bambus, nicht im geringsten eingedämmt, aus dem rasen kamen die spitzen (harten!) schösslinge, sehr gefährlich.

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  2. Welcome back, liebe Brigitte:)

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