Garteneinblick- Heldenberg bei Kleinwetzdorf
Eine Zeitreise an
einen seltsamen Ort - wer den Heldenberg in Kleinwetzdorf besucht, wandelt auf
den typischen Schlängelwegen eines englischen Gartens kontinentaler Ausprägung
geht durch einen verlorenen Landschaftspark, schreitet durchs Pantheon (und ein
Museum mit dreidimensionalen Schlachtbildern (diese Mengen an Zinnsoldaten!)
und Spaliere metallgewordener Habsburgerkaiser, ihrer Feldherren und ihrer
tapferen Soldaten (diese Menge an Zinnguss!), sieht hohe Obelisken über den
Gräbern zweier Idole des Erbauers, von dem der Todesgenius ins sanfte Land des
Weinviertels blickt und entrinnt nicht den drei Parzen.
Der Weg beginnt
harmlos. Hinter der modernen unauffälligen Kassen- und Ausstellungshalle geht
es gen Westen zu. Zur Linken duckt sich das Schloss hinter seine abschirmenden
Hecken und Gehölzinseln. Der Garten scheint sehr schön zu sein…
Es lockt dann das
Löwentor zur Rechten in den 200 Jahre alten Englischen Garten, vor wenigen
Jahren wieder aus dem Schlaf geweckt. Erste befremdliche Elemente irritieren -
ein immergleicher Grenadier steht hier und dort.
Das Gewehr zwar nicht bei Fuss, aber doch im Griff. Wird so dem Gast diskret Wohlverhalten
angeraten
oder sind es die letzten Recken früher Klonkrieger aus einer Massenproduktion des 19 Jhdt, die hier
ein Ausgedinge fanden?
Durch den Wald, Rest
des vor 180 Jahren von Josef Pargfrieder angelegten Landschaftsgartens geht es
Richtung Radetzkygedenkstätte. Die Sichtachsen und Lustgebäude sind grossteils
verschwunden, nur das Wegenetz ist noch erhalten.
Am Tor zur
Gedenkstätte flehen immergleiche Jünglinge gen Himmel - wehren sie den
tödlichen Schlag ab?
Die Denkmalhain
selbst ist ein vornehmlich dunkler Ort, ein schwermütiger Ort - alle Gehölze
sind dunkel, alle Statuen sind dunkel (sie waren übrigens früher heller
gefärbt, nur die Säulenhalle, das Eingangstor zur Gruft
und der Todesgenius
sind hell.
Vor der Säulenhalle
(Pantheon) blicken vier immergleiche Geharnischte über die Büsten der Kaiser
und Recken.
Vor dem Pantheon, in
einem weiten sonst leeren Rund, sind Statuen von Radetzky und Wimpffen
aufgestellt, die unter dem Obelisken gegenüber der Säulenhalle ruhen. Büsten
verdienter Militärs der damals gerade beendeten Italien- und Ungarnfeldzüge
schreiben dem Rund zwei Kreise ein. Klio wacht mittig über den Obelisken...
Zur
linken Hand geht es in den Kaisergarten
- drei Alleen, die ein sehr breites E
formen. Auf brusthohen Stelen ruhende Büsten mit niedrigen Hecken im Rücken,
hie und dort ragt ein höheres Gehölz auf. Die mittlere zeigt alle
Habsburgerkaiser, ausgerichtet auf eine Standfigur des jungen Franz Joseph I.
Die Büsten der äusseren Alleen, die ebenfalls auf das Standbild Franz Jospehs
zulaufen, feiern verdiente Feldherren des Habsburgerreichs seit dessen ersten
Tagen.
Und wer war der
Erbauer dieses Gedenkstätte? Josef
Pargfrieder war Armeelieferant, laut eigenen Angaben ein unehelicher Sohn
Kaiser Joseph II. Seine Freundschaft mit den und tiefe Verehrung für die
Feldmarschälle Radetzky und Wimpffen sowie die kaiserlich-königliche Armee
findet am Heldenberg ihren Erz gewordenen Ausdruck - eingebettet in eine hochformelle
Gartenanlage, deren Bauleitung unter anderem Hofgärtner Niemetz überhatte.
Fast hat das ganze Ensemble etwas von einem frühen Themenpark moderner Prägung.
Heldenhaft grüsst
Weitere Bilder in diesem Fotoalbum
Eintritt 2016: Gedenkstätte €6,50
Es gibt Kombitickets mit
anderen Ausstellungen vor Ort (Lippizaner, Falken, Steinzeitdorf, Automobile)
oder Vergünstigungen.
Diesen und weitere österreichische Gärten auf der K.i.G.artenkarte
Schönes Ausflugsziel für einen heißen Sommertag. Auf jeden Fall sehr einladend präsentiert. Danke fürs Zeigen.
AntwortenLöschensolltest Du mal etwas länger nach OstÖ kommen, ist das ein interessantes ziel. Es gibt im Weinviertel auch spannende privatgärten, wie der englische garten von Monika Köhler in Ladendorf oder das Museumsdorf Niedersulz. Mit den dreien ist ein weites spektrum wie 'Garten' interpretiert werden kann auf hohem niveau abgedeckt.
Löschenlg, Brigitte
und danke!
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