Langenloiser Staudentage 2016
Vorige Woche war einer meiner gärtnerischen Jahresfixpunkte am Programm. Das 25 mal trafen sich in der Gartenbauschule Langenlois
StaudengärtnerInnen, GartenplanerInnen, GartenbesitzerInnen bei den Langenloiser Staudentagen.
Abwechslungsreich war das Programm heuer, vom Streifzug durch schönste Gebirgslandschaften bis zu Detailwissen zu Pflanzengattungen war alles dabei.
Teichgarten der Gartenbauschule Langenlois |
Teichgarten der Gartenbauschule Langenlois |
Abwechslungsreich war das Programm heuer, vom Streifzug durch schönste Gebirgslandschaften bis zu Detailwissen zu Pflanzengattungen war alles dabei.
Zur Eröffnung führte
uns Volker Debus (Botanischer Garten
Regensburg) von Norden nach Süden auf eine Reise durch die (sub)alpine Flora
der Rocky Mountains. Das Standortspektrum der gezeigten Alpinen war weit: von
der Heide über Matten, Rieselfluren, Felsschuttfluren bis zum Sumpfwald. Ich greife
hier aus den vielen von Debus gezeigten Arten einige die heraus, deren
Verwandte schon in vielen Gärten stehen und die ebenfalls an richtigen
Standorten dort gedeihen könnten: Weidenröschen (Epilobium),
Kuhschelle (Pulsatilla), Lorbeerrose (Kalmia), Enzian (Gentiana),
Gauklerblume (Mimulus), Knöterich (Bistorta), Hahnenfuss (Ranunculus), Nelkenwurz (Geum),
Storchschnabel (Geranium), Bartfaden (Penstemon), Anemone.
Für mich besonders
erfreulich, Debus erwähnt die Blütenbesucher, z.B. die Hummeln bei den
Götterblumen (Dodecatheon species).
Salbeis
tiefschlürfend, äh, tiefschürfend, mit wunderschönen Bildern (grüner Kolibri
schlürft an rotblühendem Salbei!) stellte Frank
Fischer (Franks Salvias) vor.
Die haarig-wolligen Blätter von Salvia argentea |
Als besonders
gelungene Kombinationen blieben mir rosablühender S.
coccinea 'Brenthurst' mit rotlaubigem Shiso (Perilla) und Federgras (Nasella syn Stipa tenuissima) im Kopf, und
Muskatellersalbei (S. sclarea) 'Vatican White' mit Holzbiene. Nässeempfindliche
Arten können in Long Toms gezogen werden, also besonders hohen Töpfen, die eine
ausreichende Drainageschicht ermöglichen. Eine historische Anmerkung am Rande -
S. fruticosa (mit sehr dekorativem
hellem Blattsaum) ist eventuell die in antiken Quellen beschriebene Heilpflanze
sein, und nicht S. officinalis. Etwas fürs nachforschen. Das Thema Gebirge
blieb mit einem Blick auf die Sierra Nevada und einem Naturstandort der Bristlecone
Pine (Pinus longeava, die ältesten
lebenden Bäume) auch in diesem Vortrag präsent.
Diesmal gaben zwei
Vorträge Einblick in den Ablauf von Planung und Umsetzung grosser öffentlicher
Gärten auf Gartenschauen. Den Beginn machte Petra
Pelz. Sie setzt seit die grosszügige Bepflanzung der bold romantic
gardens Wolfgang Oehmes (und seines Partners James van Sweden) von
amerikanischen auf europäische Verhältnisse um. Gezeigt hat sie Pflanzungen in
allen Grössenordnungen, von der Donbrass-Arena (Ukraine) mit 20 Hektar bis
hinunter zu 500m² grossen Staudenflächen. Schwerpunkt des Vortrags war die
Entwicklung der Pflanzungen über mehrere Jahre. Einblicke gibt es auf ihrer Homepage.
Das Nachempfinden
natürlicher Lebensräume kann auch andere als die jetzt so beliebten Prärien im
Garten interpretieren. Stephan Aeschlimann-Yelin
zeigte mehrere seiner Interpretationen. 'Kissen und Kugel' -
kissenartig wachsende Pflanzen sind mit kugeligen, schwebenden Blüten verwoben.
Inspiration waren europäische Karstgebiete. Näher anschauen sollten
Gartenmenschen die eher unbekannten sommerblühenden Arten wie A. lusitanicum, A. angulosum, A. senescens
oder , niedriger, A. cernuum. Sie halten
ihr Laub bis in den Herbst und sind robust und im Garten dauerhaft (ich kann
diese Beobachtungen für Ost-Ö. bestätigen)
Allium senescens im Botanischen Garten Linz |
Eine besondere Neuheit: Allium 'Summer Beauty', eine zartrosablühende
Hybride für grössere Gruppen.
Pflanzengemeinschaften
der Alpen inspirierten Aeschlimann zur Verwendung von Doldenblühern (auch er
beschreibt ihre fast magnetische Anziehungskraft auf Insekten wie Schmetterling
und Schlupfwespen). Ausschau halten sollten Gartenmenschen nach Laserkraut (Laserpitium siler, L. latifolium, L. gaudinii)
und Hirschwurz (Peucedanum cervaria).
Südafrika (hier
befinden sich hot spots der der pflanzlichen Artenvielfalt weltweit) war mit
Interpretationen von Pflanzenbildern der Drakensberge vertreten. Detaillierte
Infos gab es zu Montbretien (Crocosmia,
tief!! Pflanzen), Agapanthus und Dierama. Laubabwerfende Arten sind in der
Schweiz, unter eine Schneedecke, winterhart. Versuche an vollsonnigen
geschützten Standorten in schneereichen Gebieten bieten sich auch in Ö an.
Einen der
meistdiskutierten Vorträge hielt Gregor Dietrich.
'Wunderwelt' Pflanzensystematik über Sinn und Unsinn der Änderungen botanischer
Namen (gärtnerisch etablierter Pflanzen).
Den wichtigsten Satz
gebe ich wortwörtlich wieder:
"Jeder richtig
angewandte gebräuchliche Name, egal ob aktuell oder nicht, führt zu sämtlicher
Information, die verfügbar ist. Es herrscht keine Notwendigkeit, neue Namen zu
übernehmen."
Warum überhaupt
Namensänderungen? Gründe sind
- die Regeln des Nomenklatur-Codes bedingt - es gab zB eine frühere gültige Beschreibung.
- Es gibt neue Erkenntnisse zu den Verwandtschaftsverhältnissen (taxonomische Gründe)
- Fehlbestimmungen müssen richtig gestellt werden
Und da die Taxonomie
eine volatile Wissenschaft ist, es gibt laufend neue Erkenntnisse und wie die
interpretiert werden können, ist nicht immer eindeutig. Es wird auch Lobbying
für oder gegen Namensänderungen betrieben. Bespiel: Datura zu Brugmansia.
Lilien gehören zu
den Pflanzen, die bei mir eher unter dem Radar fliegen. Die Madonnenlilien (Lilium candidum) gedeihen,
Moadonnenlilie (Lilium candidum) |
die Lilienhähnchen landen im Topf, und Königslilien (L. regale) zieht, so steht es bei Beverly Nichols, der echte Gärtner aus Samen. Nach dem mitreissenden Vortrag Stefan Strassers weiss ich mehr über Lilien. Freue mich, dass ich seinem Aufruf 'Pflanzt Madonnenlilien!' schon vor 20 Jahren gefolgt bin. Und möchte L. henryii zum alten Flieder pflanzen. Und eine Lilienzwiebel verkosten. Und wohl einmal selbst Terra Preta herstellen. Alle besprochenen Lilien finden sich auf Strassers Seite lilienarche.de, er betreibt auch eine Facebookseite. Check it out!!
Der zweite Beitrag
zu einer Pflanzung im Rahmen einer Bundesgartenschau zeigte die Iris-Minzen
Wiese im Riemerpark (München). Planer Heiner Luz legte zu Beginn seine Gedanken
zu pflanzlicher und gestalterischer Vielfalt und den Umgang mit ihr unter theoretischen
Gesichtspunkten der Gestaltung dar. Die Knackpunkte: Vegetationskunde,
Standort, Erscheinungsbild und Gestaltlehre.
Ein, auch
zeitlicher, Streifzug durch die Staudenpflanzungen der Gärten von Schloss
Trautmannsdorf durch die Gartenleiterin Gabriele
Pircher, Meran, zeigte, wie aufwändig vor allem deren Pflege ist.
Marketingvorgaben (Blütenaspekte in allen Gartenbereichen durch die gesamte
Saison) führt zwangsläufig dazu, das auch nicht optimal auf den Standort
abgestimmte Arten zum Einsatz kommen. Dementsprechend oft müssen die
Pflanzungen überarbeitet werden und hoch ist der Arbeitseinsatz. Das Ergebnis
ist natürlich Blütengeprange sondergleichen.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen