Ast um Ast ....


... und Zweig für Zeig wird ein Totholzwall geschichtet, der einen Garten strukturieren oder ihn begrenzen kann, laufend Strauchschnitt schluckt und Heimat für jede Menge Mitbewohner bietet.
Benjeshecke nach auffüllen

Begonnen hat das Ganze mit den Flurbereinigungen (Felderzusammenlegung,  in Ö auch Kommassierung genannt) der 70er und 80er Jahre, und den in deren Folge von Hecken und Baumgruppen weitgehend leergeräumten Landschaften. Die Hecken, als langgestreckte, weitere Distanzen umfassende Lebensräume* hatten und haben aber eine wichtige Funktion als Verbindungen zwischen verschiedenen Lebensräumen.

Da eine neugepflanzte Hecke erst nach Jahrzehnten wieder eine stabile natürliche Pflanzen- und Tiergemeinschaft erreicht, propagierte Hermann Benjes (Landschaftsgärtner und Autor**) zur Flurbelegung das Anlegen von Reisighecken.

Die Idee:  durch Wind, Nahrungsdepots oder Vogelausscheidungen eingebrachte Samen sorgen für das Aufkommen der  Heckenpflanzen (oder ergänzen die gepflanzten Gehölze).

Zu diesem Zweck wird Gehölzschnitt (Äste, Zweige, Reisig) locker als Wall gestapelt. 
Diese in der Folge nach Benjes genannten Instant-Hecken bieten sofort bodennahen Schutz und Lebensraum für zahlreiche Vögel (v. a. Heckenbrüter), kleine Säuger und Insekten, sowie ein günstiges Kleinklima für die heranwachsenden Gehölze. 

Benjeshecke, Syke; Ortsteil Barrien, Niedersachsen; fotografiert: November 2008. Quelle: wikipedia, user kamel15 unter GNU General Public License
Durch die Jahre hat sich bewährt, den Reisigwall von Beginn weg mit einer Heckenpflanzung zu kombinieren. Ganz sich selbst überlassene Wälle werden gerne von Opportunisten überwachsen, und die Sträucher kommen nur schwer gegen sie an, Bei uns im Garten wachsen an der strauchfreien Sonnseite gerne Brennnesseln. Diese Erfahrung wird auch an anderen Standorten gemacht, wie in einer Forumsdiskussion nachzulesen ist.

Des ungeachtet haben sich Idee und vor allem der Name fest etabliert und auch bei der Gartengestlatung werden diese Wälle mittlerweile gerne verwendet, denn sie sind
  • schnelle kostengünstige Abtrennungen 
  • nehmen durch die Jahre jede Menge Schnittmaterial auf, da sie sich laufend setzen und oben nachgeschichtet werden kann.
  • bieten, wie erwähnt, Lebensraum, der in der Art in Gärten selten geworden ist.
Benjeshecke vor bestehender Hecke

Der Aufbau erfolgt je nach Zweck, Platz und auch Ordnungsbedürfnis
Lose: dazu wird "Gehölzschnitt (Äste, Zweige, Reisig) durcheinander, als Haufen oder in Streifen, als Wall locker gestapelt oder besser einfach abgekippt (Quelle, 2ter Absatz)"
Vorteile: kostengünstig, schnell. 
Nachteile: hoher Platzbedarf, chaotische Wirkung
Geschichtet: die Äste werden mehr oder minder parallel zur Laufrichtung des Walls leicht schräg in den Wall eingearbeitet bzw. in einander gesteckt.
Hin und wieder einen geraden, nicht verzweigten Ast relatif aufrecht einschlagen. um die Stabilität zu erhöhen. Der Wall ist begehbar.
Bau einer Benjeshecke
Worauf achten bei Bau der Benjesheck
Vorteile: weniger Platzbedarf, geordneter.
Nachteile:  aufwendiger, weniger Platz für Tiere
Zwischen Pfahlreihen eingeschichtet; Die Länge des Schnittguts bestimmt den Abstand der Pfähle, die entweder paarweise oder versetzt angeordnet sein können.
Mächtige Reisigwand als Sichtschutz auf der Garten Tulln
Vorteile: architektonische Wirkung, wie auf den Bildern zu sehen. 
Nachteile: hoher Aufwand bei Bau
In diesem Bild (herzlichen Dank dafür an Ulrike Schröder-Trost) ist der Verlauf des Walles nicht gerade und er bekommt dadurch, wie ich finde, Land Art Qualität.
Benjeshecke als Landart Bild: uliginosa auf forum.garten-pur.de
 
Viel Spass beim Stapeln wünscht
NACHTRAG hier, in Post #99, wird von Ingeborg ein sehr schöner senkrechter Totholzzaun gezeigt.

*sie zählen, mit Allee, Ackerrandstreifen, Rain, Böschung oder Fluss zu den sogenannten Linienbiotopen.

**als Autor nicht unumstritten, da seine Bücher offenbar recht politisch sind, siehe Rezensionen zu Die Vernetzung von Lebensräumen mit Benjeshecken

Kommentare

  1. Das habe ich auch gelesen, dass diese Hecken nur dann funktionieren, wenn man sie mit gezielten Pflanzungen unterstützt. Außerdem entbrennt neuerdings eine Diskussion, ob man allerorten Sanddorn als Vogelschutzhecke pflanzen sollte. Das geht sogar so weit, dass nur regional vermehrte Schlehen usw. verwendet werden sollten. Ich denke, da ist sicher was dran, aber das macht das Ganze auch sehr viel aufwendiger.
    VG
    Elke

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  2. das verwenden regionaler heckengehölze (und bäume) wird für NiederösterreicherInnen durch den jährlich im November stattfindenden heckentag sehr erleichtert (heuer ist er nächstes wochenende). Die auswahl an gehölzen aus regionaler vermehrung ist gross: www.heckentag.at.

    Schlehen treiben nach ein paar standjahren viele meter lange ausläufer. Das gleiche gilt für sanddorn, von dem kann ich es aber nicht aus eigener erfahrung bestätigen, für die schlehe schon. Beide sind daher wenn überhaupt, nur für sehr grosse gärten geeignet. Leider kommen beide immer wieder ohne entsprechende anmerkungen in vogelschutz-gehölzlisten für den gartenbereich vor.

    Schlehenlikör ist übrigens köstlich.

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