Verpackungskünstler ...

... sind wir GärtnerInnen, wenn es jetzt im Frühwinter ans einpacken grad nicht sicher winterharter Pflanzen geht, wir stehen Jeanne Claude und Christo fast nicht nach. Das kann sogar einen leicht militärischen Touch haben wie diese Bananenunterstände.

Nicht martialisch, sondern modisch schick mit einem üppigen Kragen wirkt diese Feige im Wiener Botanischen Garten.

Durch die Verpackung  frieren Boden oder Topferde nicht schockartig durch und tauen langsamer auf, die Pflanze steht die bei uns üblichen Frostwetter-Tauwetterwechsel leichter durch. Verpackungsstärke ab 10cm.
Sie übersteht durch die üppige Laubstreu (in einem unauffälligem Drahtgitter) unsere wechselhaften Winter bestens. Mir gefällt der Kontrast zwischen dem warmen Braun der verwelkten Blätter und dem grau der Feigenstämme. Die Styrodurreste zwischen Stamm und Gitter verhindern übrigens ein Wundreiben.

Was ich sonst noch gesehen habe an Verpackungskunst:
Laub unter einem alten Erntekorb hält die dicke Laubschicht vor Ort, auch wenn der Wind um die Ecke pfeift. Ob die nur mit dünnem Moos bekleidete Frau auch gerne wärmere Hüllen hätte, ist uns nicht bekannt. Ich kann es mir aber schon  vorstellen.


Ebenfalls im Wiener Botanischen Garten habe ich die Laubpackung-Variante unten gesehen: die Zweige des Strauchs sind zusammengebunden, dadurch hängt er nicht so weit über. Wirkt auf mich wie eine hyperexperimentelle Kopfbedeckung, wie sie manchmal auf den Laufstegen zu sehen ist. Oder in Ascot...
Die Gräser am rechten Bildrand haben ihren Blattschopf behalten (die Aufnahme entstand Anfang März), und sind so nicht nur vor Frost, sondern auch vor Nässe geschützt. Erst zu Beginn des Austriebs werden sie zurückgeschnitten. Ein Glück für Liebhaber von Raureifzaubergärten, wir können geniessen, wenn der Garten in grau-weissem Glitzertand funkelt.

 

Die in einer Schilfmatte eingemummelte Pflanze im Hintergrund erinnert mich als 'Objekt' an die kunstvoll verhüllten Bäume in japanischen (Tempel)Gärten*.  Auch hier sollen Auswirklungen der jähen Temperaturschwankungen durch Sonneneinstrahlung nach Nachtfrösten gemildert und das Austrocknen durch Winder verhindert werden.
Das Gewebe, das Jeanne Claude und Christo für ihre Baumverhüllung verwendet haben, wird übrigens in Japan als Kronenschutz vor Frost und Schneebruch verwendet.
In Sack und Asche sind die Hochstammrosen rechts nicht gekleidet, sie tragen Konfektion von der Stange, z.B. aus dem Lagerhaus. Wichtig ist, dass die Hüllen nicht luftdicht sind, sonst schwitzen die Pflanzen an wärmeren Tagen und 'fangen sich ein paar Pilze ein', sozusagen.

Wie es sich für Königinnen in einem ehemaligen kaiserlichen Garten gehört, tragen die vielen Hochstammrosen im Wiener Volksgarten echte Leinwand Haute Couture. Sie sind daher sicher luftig genug verpackt.








Silbrig-futuristisch schimmern die Plastiktöpfe in ihrem Luftpolstermantel, geschützt vor den ärgsten Frösten und Temperaturschwankungen. Da sie sowieso nicht luftdurchlässig sind, ist es egal, dass die Noppenfolie ebenfalls luftdicht ist.






Minimalisten wie ich decken Verfrorenes wie die Rose 'Perle d'Or'  mit Laub von nebenan stehenden Stauden ab, hier das der Päonie 'Jan van Leeuwen'. Später im Jahr kommt noch Reisig vom Christbaum als zusätzliche Schutzschicht darüber.
In klimatisch etwas günstigeren Gegenden als unserer reicht auch für das Mammutblatt (Gunnera manicata) eine Abdeckung aus den eigenen, riesigen Blättern.

Im Wiener Botanischen Garten müssen die zwei riesigen Mammutblatthorste (Gunnera manicata) genauso aufwendig geschützt werden wie der Lotos in seinem Becken.






    Auch noch gesehen:   

     
    Nur leicht bekleidet
     
    Ein grüner Efeumantel
     



     Triebspitzen eines Kaktus geschützt von Styroporbechern (an den Triebenden befinden sich bei vielen Kakteen die frostempfindlichen Wachstumszonen).

    Abdecken mit Kartons im Gemüsebeet.


    Verkleiden der Noppenfolie mit Jute oder hübschen Stoffresten, .

    Fertigverkleidung

    Kokosmatten, Wedelmatten, Weidenmatten.

    Abdecken nur mit Reisig und/oder Anhäufeln mit Erde, beides Klassiker.





    Der beste und für mich hübscheste Frostschutz** ist allerdings immer noch eine üppige Schneedecke, die über Winter liegen bleibt - hier in Ostösterreich tut sie das allerdings nie.


    NACHTRAG 1.2.12: eine interessante Diskussion zu diesem Thema findet gerade in diesem Thread bei forum.garten-pur.de statt 

    Fröhliches Garteln!


    *bei einem Foto fand ich die Information, dass Frassfeinde des Baums sich im Stroh aufhalten. Im Frühjahr werden die Strohmatten nach dem Entfernen verbrannt, die Bewohner mit ihnen.

    **und die richtige Düngung: ab Sommermitte Kalibetont düngen, damit die Triebe besser aushärten. Stickstoffbetonte Dünger fördern neues Triebwachstum, dass, so jung und zart in den Winter gehend, leichtes Opfer für die Kälte ist.

    Kommentare

    1. was für eine schöne zusammenstellung. bei uns ist es noch mild , aber ich habe immer ein ohr am wetterbericht, um dann doch noch in den Garten zu stürmen und die letzten vorbereitungen zu machen.
      LG Sibylle

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    2. Bei uns im botanischen Garten bekommt die Gunnera im Winter auch immer so eine Laubmanschette, damit übersteht sie alles.
      VG
      Elke

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    3. Ich habe kaum "Mimöschen" im Garten und bringe eigentlich nie Winterschutz an.
      Dieses Jahr habe ich mich aber doch entschlossen zumindest die (aus dem geschützen Aschaffenburger Hinterhof auf die Spessarthöhen) frisch umgezogenen Leycesteria und Clerodendrum einzupacken.
      Dafür habe ich die "Laubmanschettenvariante" gewählt.
      Eine Estrichmatte gibt es im Baumarkt für 5.-€ und sie lässt sich leicht, sogar mit einer Haushaltsschere, auf das gewünschte Maß zurechtschneiden.
      Das Laub war umsonst ;)

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    4. @Sibylle, so richtig kalt ist es auch hier noch nicht, obwohl das vogelbad in der früh meist zugefroren ist.

      @Elke, in welcher whz seid ihr denn?

      @Birgit, für meine drei kleinen mimöschen hab ich immer genug material fürs einpacken im garten - astschnitt verhindert das verwehen vom laub, reisig fallt nach weihnachten an. Einmal habe ich einen alten weidenkorb umgedreht als schutz verwendet (und gar nicht fotografiert, fällt mir auf...).

      lg, brigitte

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    5. Echt klasse auf was für Verpackungs-Ideen man kommt wenn der Winter einbricht. Unsere Palme wird immer sehr abenteuerlich eingepackt, aber sie hat schon über 15 Jahre jeden Winter unbeschadet überstanden.

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    6. unsere nachbarn packen ihre palmen auch schon viele jahre bis über den hals ein, und sie überstehen es sehr gut.

      lg, brigitte

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